2006 - 2020

Eine neue Stadtkapelle

 

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts fand der Generationswechsel statt, der sich bereits mit den Veränderungen in der Blasmusik zum Ende der 1990er Jahren angedeutet hatte. Der junge Musiker Stefan Alfter übernahm den Bestand der Kapelle Hans Bally nach dem plötzlichen Tod des Kapellmeisters im Frühjahr 2006 von dessen Witwe. Das von Hans Bally bewahrte wertvolle Notenarchiv umfasste einen Großteil der Werke von Fritz Hannemann und Heinrich Frantzen im Original, ebenso kostbare Ausgaben der Kölner Komponisten Reinhold Fellenberg und Otto Zeh.

Die Kapelle sollte Hans Ballys Arbeit fortsetzen und das kulturelle Erbe gleich mehrerer alter Kölner Kapellen fortführen. Trotz des Generationswechsels sollten Stellenwert und Ansehen dieser Kapellen erhalten bleiben und künftig wieder ausgebaut werden. Auch in Erinnerung an die alte Kölner Stadt-Hautboisten-Kapelle führte das Orchester daher fortan wieder die alte Bezeichnung "Stadtkapelle Köln"

Der neue Kapellmeister konnte rasch zahlreiche junge Musiker für das Orchester gewinnen. Im Herbst 2006 gab die Kapelle ihr erstes abendfüllendes Konzert unter dem neuen Namen. Kurze Zeit später erschien die erste CD-Produktion der Stadtkapelle. Im darauf folgenden Jahr wurde ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft unternommen: Im Sommer 2007 wurde der Grundstein für die Jugendarbeit der Stadtkapelle gelegt. Denn nur eine vernünftige Ausbildung von Nachwuchsmusikern konnte den Bestand der Blasmusik in Köln sichern. Den Anfang machte eine Bläserklasse an einer Kölner Grundschule. Ihr folgten zahlreiche weitere Klassen dieser Art und schließlich auch mehrere Jugendorchester an verschiedenen Kölner Schulstandorten.  

 

 

Die erste CD-Produktion der Stadtkapelle aus dem Jahr 2006.

 

 

 

Im öffentlichen Leben der Stadt war die Kapelle nun wieder verstärkt präsent. Am höchsten Kölner Feiertag, dem Rosenmontag, spielte die Stadtkapelle erneut für die Roten Funken, nachdem sie bereits während der sechswöchigen Karnevals-Session wieder als Saalkapelle bei den Sitzungen in den großen Sälen Kölns im Einsatz gewesen war. Auch in der Kirchenmusik konnte die Stadtkapelle Akzente setzen und wurde im Jahr 2009 zur Hauskapelle der Wallfahrtskirche der schwarzen Muttergottes in der Kupfergasse. Im Herbst 2010 gelangte die Kapelle vorübergehend sogar an die Spitze eines Traditionskorps des Kölner Karnevals. Die Stadtkapelle stellte vier Jahre lang die Korpskapelle des Reiter-Korps "Jan von Werth", wodurch sich die Anzahl der Auftritte während der Karnevalszeit sprunghaft erhöhte. Denn als Korpskapelle begleiteten die Musiker der Stadtkapelle alle Aufzüge des Korps in großer Uniform und gingen auf Tournee durch die Säle und Festzelte des Rheinlandes, ebenso nach Belgien und in die Niederlande. Darüber hinaus musste auch die Saalkapelle zu allen Sitzungen der Gesellschaft in den großen Festsälen Kölns gestellt werden. 

Im Sommer kehrte die Stadtkapelle auf die großen rheinischen Schützenfeste zurück. Aufgrund ihres markanten Auftretens konnte sich die Kapelle dort schnell einen guten Namen machen und so an die große Tradition der alten Kölner Bundesschützenkapelle anknüpfen. Am 8. Oktober 2011 würdigte das Präsidium des Bundes der historischen deutschen Schützenbruderschaften dieses Engagement und beschloss, den Ehrentitel "Bundesschützenkapelle Köln" für die Stadtkapelle zu bestätigen. Somit war es der neuen Leitung der Kapelle gelungen, nach dem umfangreichen Generationswechsel das Orchester wieder in all seinen angestammten Aufgabenbereichen zu etablieren.

 

 

 

 

 

Im September 2013 erhielt Kapellmeister Stefan Alfter für seine unermüdliche Arbeit um das Schützenwesen die Medaille in Gold für Förderung und Verdienste des Rheinischen Schützenbundes von 1872. Zum Heiligen Jahr 2016 nahm der Kapellmeister der Stadt- und Bundesschützenkapelle Köln als Repräsentant der Bundesschützenmusik an der Rom-Wallfahrt des Bundesvorstandes der historischen deutschen Schützenbruderschaften teil und wurde im Rahmen einer Papst-Audienz im Vatikan empfangen. 

Zur gleichen Zeit wurden die freundschaftlichen Beziehungen zu einer spanischen Musikkapelle aus der Region Sevilla intensiviert. Bereits seit mehreren Jahren hatte sich eine enge Freundschaft zwischen der Stadtkapelle Köln und der Banda "La Oliva" de Salteras entwickelt, welche ihren lebendigen Ausdruck in regelmäßigen gegenseitigen Besuchen fand. So nahmen spanische Musiker am Kölner Rosenmontagszug und auch mehrfach am Neusser Schützenfest teil. Im Gegenzug spielten Kölner Musiker wiederholt zu der weit über die Grenzen Spaniens hinaus bekannten Semana Santa von Sevilla. Dieser Austausch gipfelte schließlich im "Hermanamiento", der offiziellen Partnerschaft beider Orchester, die bis zum heutigen Tage gepflegt wird.

So gab es viele Gelegenheiten, in geselliger Runde die Kultur des jeweils anderen kennen und schätzen zu lernen. Offensichtlich mit Erfolg, denn mittlerweile gehören die leidenschaftlichen spanischen Prozessionsmärsche zum festen Repertoire der Stadtkapelle und begeistern auch bei den Prozessionen in Köln Gläubige wie Publikum. Als die Roten Funken einige Zeit später die andalusische Hauptstadt besuchten, wurden sie von der Banda "La Oliva" dort standesgemäß mit Ostermanns "Heimweh nach Köln" und dem Funkenmarsch empfangen.

 

 

 

Kapellmeister Stefan Alfter mit dem Bundesvorstand der historischen deutschen Schützen auf dem Petersplatz in Rom (oben) und als Teilnehmer der Semana Santa von Sevilla mit dem Vorstand der Banda La Oliva de Salteras und dem bekannten spanischen Komponisten Abel Moreno (unten).

 

 

 

 

Durch Vermittlung der Kölner Brauchtumslegende Reinold Louis und mit freundlicher Unterstützung von Hermann Knopp, einst Trompeter in der Kapelle von Christian Reuter und später in der Nachfolge von Bert Heus langjähriger Leiter des Colonia Blasorchesters, bzw. der Colonia Big Band, konnten weitere Notenbestände aus dem Nachlass Christian Reuters mit dem Notenarchiv der Stadtkapelle zusammengeführt werden. Etwas später gelangten auch noch Notenbestände der Kapelle Hardy von den Driesch zur Stadtkapelle.

Das Notenarchiv umfasste mittlerweile über 1.500 Werke von Kölner Komponisten und Kapellmeistern. Eine Fülle, welche im Rahmen der Tätigkeit als Kapelle eines Traditionskorps überhaupt nicht dargestellt werden konnte. Daher entschied man sich, künftig neue Wege zu gehen, um so die im Notenarchiv vorhandenen Titel in einem entsprechenden und angemessenen Rahmen präsentieren zu können. Schließlich handelte es sich bei diesen Werken um Kompositionen und Arrangements erster Güteklasse, wie sie heute kaum noch zu finden sind. Diese im Karneval ewig populären und qualitativ anspruchsvollen Werke sollten einem interessierten Publikum nun wieder zugänglich gemacht werden. Die Entwicklung eines Konzertorchesters erhielt oberste Priorität.

Als erste Maßnahme wurde Sven-Christian Kinne zum künstlerischen Direktor der Stadtkapelle Köln berufen. Er war bereits seit 2007 als erster Kornettist bei der Stadtkapelle tätig und von nun an als künstlerischer Leiter für die Orchesterproben und die Leitung der Kapelle bei konzertanten Einsätzen verantwortlich. Die Einführung einer Doppelspitze diente auch der Entlastung des Kapellmeisters Stefan Alfter, dem weiterhin die administrative Führung der Kapelle, die Verwaltung des Notenarchivs sowie die Leitung bei Einsätzen "auf der Straße" oblag. Um die musikalische Qualität sicherzustellen, wurde zudem eine deutliche Reduzierung der Auftritte beschlossen.

Gleichzeitig erhielten die Musiker der Stadtkapelle neue Uniformen. Denn die traditionellen grünen Schützenuniformen, die seit den 1920er Jahren das Erscheinungsbild der Kölner Kapellen im Sommer geprägt hatten, wurden in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts zunehmend als anachronistisch empfunden. Sie wurden daher durch eine etwas zivilere, aber nicht minder elegante Kleidung ersetzt. Nur die weißen Paradeuniformen blieben erhalten. Diese von den Kölnern liebevoll "Mählsäck" genannten Uniformen gehen noch auf eine Tradition aus der Kaiserzeit und die Deutzer Kürassierkapelle zurück und waren mittlerweile zum typischen Markenzeichen der Kölner Kapelle auf dem Neusser Schützenfest geworden. 

Am 25. März 2017 wurde der Stadtkapelle Köln vom Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften das Anno-Santo-Kreuz verliehen. Diese besondere und seltene Auszeichnung wird jeweils nur im Nachgang eines Heiligen Jahres vergeben. Aufgrund der engen Verbundenheit der Stadtkapelle mit Pfarrei der schwarzen Muttergottes im Herzen der Kölner Innenstadt, fand die Verleihung im Rahmen einer heiligen Messe in St. Maria in der Kupfergasse statt. Es war zugleich der erste Einsatz des neu geschaffenen Konzertorchesters der Stadtkapelle, welches unter der Leitung des neuen künstlerischen Direktors Sven Christian Kinne die gesamte Messe mit Fest- und Prozessionsmärschen feierlich gestaltete.

 

 

Das Konzertorchester mit Pfarrer Vosen nach der Verleihung des Anno-Santo-Kreuzes in St. Maria in der Kupfergasse.

 

 

 

Die Entwicklung des Konzertorchesters wurde in der Folgezeit von den beiden Orchesterleitern immer weiter vorangetrieben. Im Januar 2018 spielte die Stadtkapelle erstmals zu einer karnevalistischen Matinee in der Kölner Philharmonie. Das Konzert-Programm konnte komplett aus dem gewaltigen Fundus des eigenen Notenarchivs bestritten werden. Lange nicht mehr gehörte Konzertpotpourries von Fritz Hannemann und Heinrich Frantzen erfreuten nun wieder das Publikum und hatten auch über 90 Jahre nach ihrer Enstehung nichts von ihrer Begeisterungsfähigkeit verloren. Darüber hinaus erklangen die ewig populären Krätzchen der bekannten Kölner Karnevalssänger Willi Ostermann, Karl Berbuer und Toni Steingass. Abgerundet wurde das Programm durch die beliebten Märsche der Kölner Traditionskorps, die eigens wieder für ein komplettes Blasorchester arrangiert worden waren. Obwohl es sich fast ausschließlich um überaus traditionelle Musik des Kölner Karnevals handelte, wurde das Programm vom Publikum begeistert aufgenommen.

 

 

 

 

 

 

Karnevalistisches Matineekonzert in der Kölner Philharmonie

 

 

 

 

Als Bundesschützenkapelle des Bundes der historischen deutschen Schützenbruderschaften wurde die Kapelle immer wieder zu besonderen Repräsentationsaufgaben innerhalb des Schützenbundes eingesetzt. In dieser Funktion spielte die Stadtkapelle regelmäßig zu Ernennungen oder Verabschiedungen hoher Bundesfunktionäre am Kölner Dom oder zu Empfängen im erzbischöflichen Palais. Darüber hinaus gestaltete das Orchester die Bundesfeste 2012 in Hürth und 2019 in Köln-Stammheim maßgeblich mit. 

Alljährlich spielte die Kapelle zu verschiedenen Schützenfesten am Niederrhein. Besonders das große Neusser Bürger-Schützenfest stellt bis heute einen Höhepunkt im Jahresablauf dar. Hier hatte die Stadtkapelle mittlerweile gemeinsam mit dem Tambourkorps der kölnischen Zollfestung Zons einen Stammplatz beim traditionsreichen Neusser Grenadierkorps erhalten.

 

 

 

 

 

Die Jugendarbeit der Stadtkapelle trug währenddessen stolze Früchte. Im Schuljahr 2019/2020 befanden sich über 200 Kinder und Jugendliche in der blasmusikalischen Ausbildung, aufgeteilt in vier Jugendorchester und dutzende Bläserklassen an Schulen im gesamten Kölner Stadtgebiet. Eine eigene Abteilung innerhalb der Stadtkapelle kümmerte sich dabei nicht nur um die eigentliche Ausbildung der Musikschüler, sondern organisierte neben regelmäßigen Probenwochenenden und Konzerten auch Ausflüge und weitere Freizeitgestaltungen zur Motivation des jungen Nachwuchses. Mit Erfolg, denn mittlerweile spielten die ersten Absolventen der Jugendarbeit im Hauptorchester der Stadtkapelle Köln.

 

Im Jahr 2020 erinnerte die Stadtkapelle an das 325-jährige Jubiläum der Aufstellung der historischen Kölner Stadtkapelle. Aus diesem Anlass wurde eigens ein Ensemble in der Original-Besetzung einer Hautboisten-Banda des 18. Jahrhunderts gebildet, welches bei einem historischen Konzert einen Einblick in die Musik jener Epoche präsentierte. Passend dazu zogen die städtischen Musiker auch 325 Jahre nach ihrem ersten Einsatz im Rosenmontagszug 2020 abermals in der Uniform der historischen Kölner Stadtsoldaten durch die Straßen ihrer Heimatstadt.

Zur karnevalistischen Matinee konnte ein Konzertorchester mit einer Stärke von 35 Musikern auf die Bühne der Philharmonie gebracht werden. Es war dies das Resultat der jahrelangen Bemühungen der beiden Orchesterleiter, der Blasmusik in Köln wieder ihren alten Stellenwert zurückzugeben. So konnte ein komplett besetztes Blasorchester das Publikum erneut mit lange nicht mehr aufgeführten Konzertwerken verschiedener Kölner Komponisten begeistern.

 

 

 

Die Stadtkapelle Köln im Jahr 2020

 

2020 / 2021

Tacet

 

Nach dem Karneval 2020 folgte eine äußerst unsanfte Vollbremsung. Die Covid19-Pandemie erfasste ganz Europa. Das öffentliche Leben wurde in einer Art und Weise zum Erliegen gebracht, wie man es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatte. Umfangreiche Kontaktbeschränkungen sorgten dafür, dass dem Jahr 2020 ein Sommer ohne Volksfeste beschert wurde. Sogar der Probenbetrieb musste komplett eingestellt werden. Einzig die Kirchenmusik fand in einem bescheidenen Rahmen noch statt.

 

Besonders hart wurde die Jugendarbeit der Stadtkapelle getroffen. Nach der Schließung aller Schulen Mitte März 2020 gelang es der Abteilung Jugendarbeit & Bläserklassen innerhalb einer Woche, den gesamten Ausbildungsbetrieb auf eine digitale Form umzustellen. Das Arbeitspensum der Jugendausbilder wurde durch zahlreiche Überstunden mehr als verdoppelt. In der Zeit von März bis Juni 2020 wurden über 120 Video-Tutorials konzipiert, gedreht, geschnitten und online gestellt. Zusätzlich fanden wöchentlich unzählige Unterrichtseinheiten im Video-Direktunterricht statt. Denn allen Beteiligten war klar: Trotz der Pandemie und ihrer massiven Einschränkungen des alltäglichen Lebens sollte es weitergehen!

 

 

 

Nur im Freien und nur mit Abstand: Kirchenmusik während der Pandemie.

 

 

Im Sommer 2020 konnte der Präsenzunterricht in den Schulen mit besonderen Hygiene- und Abstandsregelungen wieder aufgenommen werden, doch schon im Herbst wurde eine erneute Schulschließung verhängt. Dieser zweite "Lockdown" sollte fast sechs Monate bis Ostern 2021 dauern. Eine unglaubliche Belastung für Schüler und Ausbilder!

 

Im Jahr 2021 fanden überhaupt keine Volksfeste statt, weder im Sommer noch im Winter. Konzerte waren zunächst ebenso untersagt, so dass der Probenbetrieb schließlich für ganze 18 Monate ruhen sollte. Die Mitarbeiter der Stadtkapelle nutzten dennoch die Zeit. So wurde ein Großteil des historischen Notenarchivs restauriert und digitalisiert.

 

Gleichzeitig fanden Gespräche mit dem Festkomitee Kölner Karneval über eine mögliche engere Kooperation statt. Im September 2021 wurde die Stadtkapelle schließlich, als erste Musikkapelle überhaupt, in das Festkomitee des Kölner Karnevals aufgenommen.

 

Zu dieser Zeit entspannte sich die Pandemielage endlich, so dass im Spätsommer die erste Orchesterprobe durchgeführt werden konnte. Im Oktober 2021 gab die Stadtkapelle auf Einladung der Musikkapelle Südlohn im Münsterland ihr erstes Konzert seit Ausbruch der Pandemie. Die Kapelle begeisterte das Publikum mit der typischen Programm-Mischung aus modernen und traditionellen kölschen Klassikern, vom Festmarsch von Paul Lincke bis hin zum "Stammbaum" der Bläck Fööss. Das Publikum dankte für die Darbietung mit einem wahren Jubelsturm und so übertrug sich die Begeisterung auch auf die Musiker. Die Stadtkapelle war wieder da!

 

 

 

 

Ein strahlender künstlerischer Direktor beim ersten Konzert nach 18 Monaten Spielunterbrechung.

2022 - heute

Der Tradition verpflichtet

 

 

Im Frühjahr 2022 gelang endlich die Rückkehr zu einer gewissen Normalität. So spielte die Kapelle im Sommer wieder zu den gewohnten Schützenfesten und auch die Feierlichkeiten der Kölner Vereine fanden nun wieder statt. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit dem Festkomitee des Kölner Karnevals vertieft, so dass nun ein Mitarbeiter der Stadtkapelle den umfangreichen und historisch bedeutsamen Notenbestand des Kölner Karnevalsmuseums betreute.

 

Das Jahr 2023 sollte ein Jahr der großen Jubiläen werden. Sowohl das Festkomitee des Kölner Karnevals und die Roten Funken als auch der Neusser Bürger-Schützen-Verein feierten ihr 200-jähriges Bestehen. Durch die Pandemie waren viele Planungen in Verzug geraten und vieles konnte nur mit Einschränkungen durchgeführt werden. Dennoch zog am 20. Februar 2023 zum ersten Mal seit drei Jahren wieder der Rosenmontagszug durch Köln. Aus Anlass des besonderen Jubiläums startete der Zug auf der rechten Rheinseite und zog durch die Deutzer Altstadt und über die Deutzer Brücke nach Köln. Auch die karnevalistische Matinee in der Kölner Philharmonie fand nun endlich wieder statt. Im August krönten schließlich die Neusser Bürger-Schützen den Reigen der Jubelfeste mit einem glanzvollen Jubiläums-Schützenfest.

 

 

 

 

Die Stadtkapelle im Jahr der großen 200-jährigen Jubiläen.

 

 

 

 

Im Auftrag des Festkomitees des Kölner Karnevals und des Kölnischen Stadtmuseums konzipierte Kapellmeister Stefan Alfter gemeinsam mit dem bekannten Kölner Brauchtumsexperten Wolfgang Oelsner für die Jubiläums-Ausstellung "200 Jahre Kölner Karneval", die im Sommer 2023 stattfand, einen historischen Vortrag zum Thema "200 Jahre Musik im Kölner Karneval". Der Vortrag bot einen Einblick in die Entstehung und Entwicklung der kölschen Fastelovendsmusik und wurde von Wolfgang Oelsner mit einer unterhaltsamen wie lehrreichen Moderation präsentiert. Dabei konnte er viele persönliche Erinnerungen und Anekdoten beisteuern, war er doch selber in jungen Jahren Trompeter in der Bundesschützenkapelle von Hardy von den Driesch gewesen und somit bestens vertraut mit der Entwicklung der kölschen Blasmusik. Die Stadtkapelle begleitete ihn mit einer traditionellen Blaskapelle im alten kölschen Stil. Diese würzte den Vortrag mit der typischen Musik des Kölner Karnevals. Angefangen mit dem ersten offiziellen Karnevalslied des Jahres 1823, dargeboten von einer Hautboisten-Besetzung im Stil der damaligen Zeit, gefolgt von viel typisch kölscher Blasmusik mit Sessions-Hits aus zwei Jahrhunderten, den brillanten Märschen der Kölner Traditionskorps und viel Musik für et kölsche Hätz.  

 

Der Vortrag wurde am 14. Juni 2023 im Rahmen der Jubiläumsausstellung des Kölnischen Stadtmuseums erstmals aufgeführt und war auf Anhieb ein großer Erfolg. Daher folgten weitere Aufführungen gemeinsam mit Wolfgang Oelsner, u.a. im Rahmen des Präsidentenabends des Festkomitees, bei Senatsabenden der großen Korps und bei den Freunden und Förderern des Kölnischen Brauchtums, welche die Konzeption des Vortrags ebenfalls großzügig unterstützt hatten.

 

 

 

 

 

 

Heute nun sieht sich die Stadtkapelle Köln mehr denn je als Repräsentant einer über 325-jährigen Kultur der Blasmusik in unserer Stadt. Diese Musik-Kultur ist eine gewachsene Mischung aus flämischen, französischen, preußischen, britischen und abermals belgischen Einflüssen, welche eine einmalige kölsche Tradition geformt haben. Eine Tradition die sich widerspiegelt im Erbe der Kapellmeister Reinhold Fellenberg, Fritz Hannemann, Christian Reuter und Hans Bally.

Dieses kulturelle Erbe gilt es zu pflegen und zu erhalten. Die urkölsche Musik aus drei Jahrhunderten, gesammelt im umfangreichen Notenarchiv der Stadtkapelle Köln, wird von uns mittels verschiedener Aufführungen weiterhin einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Durch eine umfangreiche Digitalisierung wird das Archiv laufend auf dem neuesten technischen Stand gehalten. Zu guter Letzt hilft uns eine solide und breit angelegte Jugendarbeit, den langfristigen Bestand der Kapelle und der kölschen Blasmusik-Kultur für die Zukunft zu sichern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen:     

 

Heinz Oepen - Beiträge zur Geschichte des Kölner Musiklebens 1760-1840

Ursel Niemöller - Carl Rosier, Kölner Dom- und Ratskapellmeister

Klaus Wolfgang Niemöller - Kirchenmusik und reichsstädtische Musikpflege im Köln des 18. Jahrhunderts

Emil Kuhnen - Hundert Jahre Kölner Karneval

Paul Mies - Das kölnische Volks- und Karnevalslied von 1823-1923

Klaus Schlegel - Militärmusik in Köln

Klaus Schlegel - Kölner und Düsseldorfer Militärkapellmeister und ihr Einfluss auf den Karneval

Wolfgang Oelsner - Der Ehrengarde-Marsch, ein musikalisches Markenzeichen und seine Schöpfer

Markus Leifeld - Der Kölner Karneval in der Zeit des Nationalsozialismus

sowie zahlreiche private Archive und mündliche Überlieferungen von Zeitzeugen, ehemaligen Musikern, Schützenbrüdern und Karnevalisten.

 

Besonderer Dank gilt:

 

Frau Marianne Bally

Herrn Peter von den Driesch

Herrn Reinold Louis & Herrn Hermann Knopp

Kölner Karnevalsmuseum

Walter Dick-Archiv, Köln

Rheinisches Schützenmuseum Neuss

Joseph-Lange-Schützenarchiv, Herrn Dr. Christian Frommert

Imperial War Museum, London

Archiv der Adlerschützen Zollstock, Herrn Dieter Jansen

Archiv der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Nippes

Herrn Günter Krosse & Herrn Dieter Wolf

 

Die gezeigten Bilder entstammen dem Bild- und Notenarchiv der Stadtkapelle Köln oder wurden von den oben genannten Personen, Archiven und Museen mit freundlicher Genehmigung zur Nutzung zur Verfügung gestellt.

 

 

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