Die Stadtkapelle Köln präsentiert authentische "Kölsche Blasmusik", vorgetragen von einer Besetzung im alten Kölner Stil, gespielt nach den ursprünglichen Arrangements und Notensätzen der namhaften Kölner Komponisten, daher durch und durch "original". Unsere Musik ist ein regionales Qualitätsprodukt und ein Stück unverfälschter kölscher Kultur.
Was versteht man unter "Kölscher Blasmusik"? Selbstverständlich liegt es nahe, diese kölsche Form der Blasmusik im Bereich des Kölner Karnevals zu suchen. Die kölsche Karnevalsmusik verfügt seit mittlerweile 120 Jahren über eine große Konstante: Besonders erfolgreich waren und sind besonders jene Lieder, die sich mit dem kölschen Leben und den Alltagsgeschichten der Kölner Bevölkerung befassen. Es sind Lieder, in denen sich jeder ein Stück weit wiedererkennen kann. Was auf den ersten Blick reine Karnevalsmusik zu sein scheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als viel mehr. Denn viele der Lieder haben inhaltlich überhaupt keinen direkten Bezug zum Karneval und man kann sie das ganze Jahr über hören und singen. Sie beschreiben einen ganzjährigen Kölner Alltag mit liebevollen Details und mancherlei skurrilen Eigenheiten. Der Fachmann nennt diese Liedform "Milieubeschreibungen", die Kölner nennen sie schlicht "Krätzchen". Diese Krätzchen sind, obwohl zum Teil bereits über 100 Jahre alt, in einer breiten Schicht der Bevölkerung bis heute bekannt und beliebt.
Ausgezeichnete Komponisten und Arrangeure prägten die Kölsche Blasmusik. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es zunächst ausgerechnet die preußischen Militärkapellmeister, die mit selbstkomponierten Büttenmärschen und ersten Gassenhauern eine eigenständige Form der kölschen Karnevals-Blasmusik entwickelten. Besonders Reinhold Fellenberg schenkte dem Kölner Karneval Melodien, die bis heute populär geblieben sind. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts folgten ihm die Kapellmeister der Kölner Zivilkapellen, allen voran Fritz Hannemann. Er legte nicht nur den Grundstein für das heute bestehende Notenarchiv der Stadtkapelle. In erster Linie komponierte er über Jahrzehnte für verschiedene Künstler im Karneval, vom einfachen Krätzchen, das die modernen Zeitumstände kommentierte bis hin zur kompletten Karnevals-Revue. Neben Fritz Hannemann verstanden es besonders Heinrich Frantzen und Otto Zeh die Lieder der Kölner Krätzchensänger einzufangen und in hervorragenden Konzertwerken zu verarbeiten. Weitere Komponisten, deren Titel heute noch in aller Munde sind, waren Emil Palm, Hans Otten und Gerhard Jussenhoven. Die Tradition der Krätzchen-Komponisten setzte sich bis in die heutige Zeit in den Werken des 2011 verstorbenen Komponisten Hans Knipp fort, dessen Lieder vor allem von den "Bläck Fööss" vorgetragen wurden.
Neben den Liedern der Krätzchensänger ergänzten seit Ende des 19. Jahrhunderts auch die Märsche und Tänze der Kölner Traditionskorps, deren Auftreten stets als Persiflage auf den preußischen Militarismus zu verstehen ist, die Musik des Kölner Karnevals.
Willi Ostermann und Gerhard Ebeler prägten als Sänger diese typische Kölner Musik. Ihnen folgten weitere Interpreten wie Karl Berbuer, Jupp Schmitz, Jupp Schlösser, Toni Steingass und Ludwig Sebus. Die Krätzchensänger thematisierten Alltagssituationen wie die Ankunft des ersten Zeppelins in Köln, einen Kaminbrand in der Achterstraße, das unerwartete Durchbrennen der Frau Schmitz oder den pikanten Fehltritt eines Hohenzollernprinzen mit einer kölschen Marktfrau. Die Krätzchen waren oft bissig, aber nie verletzend.
"Original" ist die Aufführung der Krätzchen durch Blasmusik auch, weil die Sänger im Kölner Karneval ursprünglich stets von einer Musikkapelle begleitet wurden. Denn die Krätzchen eignen sich hervorragend für eine Interpretation durch Blasmusik und viele der Werke wurden sogar von vornherein für eine Aufführung durch eine Blaskapelle konzipiert. So gibt diese Interpretationsform der Musik nicht nur die unverkennbar bodenständige Note, ein Vortrag durch Blasinstrumente erzeugt auch mehr Wärme und Kraft, teils feierlich, teils heroisch und oft sentimental. Dadurch werden Seele und Gemüt des Publikums einfacher erreicht und die ursprüngliche Intention des Textes noch zusätzlich verstärkt. Die Original Kölsche Blasmusik der Stadtkapelle Köln knüpft an diese überlieferten Aufführungsformen an.
Ergänzt wird die Kölsche Blasmusik von den Werken der Rheinromantik. Das romantische Mittelrheintal mit seinen Schlössern, Burgen und Weinorten war seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Sehnsuchtsort und beliebtes Ausflugsziel der Kölner Gesellschaft. Die Kurkonzerte in den Musikpavillons von Bad Godesberg oder Bad Neuenahr lockten das Publikum. Die Schönheit der Landschaft wurde in zahlreichen Gedichten und Liedern verehrt und besungen. Auch die Kölner Krätzchensänger, allen voran Willi Ostermann, priesen das besondere und oft weinselige Lebensgefühl am Rhein mit eigenen Wein- und Heurigenliedern. Viele dieser Meldodien sind bis heute populär und sind musikalischer Ausdruck der rheinischen Kunst, das Leben zu genießen.
Nicht direkt Kölsche Blasmusik aber dennoch ein wichtiges regionales Kulturgut ist die Rheinisch-Westfälische Schützenmusik. Das Neusser Schützenfest bildet seit über 200 Jahren einen sommerlichen Gegenpol zum Kölner Karneval und hat, ebenso wie die Fastnacht, eine ganz eigene Form der Musik hervorgebracht. Seit Kaisers Zeiten sind Kölner Musikkapellen auf dem Neusser Schützenfest vertreten und so haben auch die Kölner Kapellmeister und Komponisten zahlreiche zündende Märsche und Charakterstücke für das niederrheinische Schützenbrauchtum komponiert. Ergänzt wird die Neusser Schützenmusik durch viele beliebte Werke aus Österreich und der Schweiz. Preußische Märsche hingegen sind aufgrund der besonderen Historie der Rheinlande eher selten anzutreffen.
Im Notenarchiv der Stadtkapelle bewahren wir das Erbe der alten Kölner Musikkapellen. Das Archiv repräsentiert die gesamte Vielfalt der traditionellen kölschen und rheinischen Blasmusik. Dort finden sich insgesamt über 1.500 Werke von Kölner Komponisten und Arrangeuren, allesamt von hoher musikalischer Qualität. Zudem arbeitet die Stadtkapelle eng mit dem Kölner Karnevalsmuseum zusammen. Gerade die Verwendung dieser alten Literatur macht unsere Musik so "original".
Einige Werke aus dem Notenarchiv sind im Folgenden exemplarisch aufgeführt:
Reinhold Fellenberg (1848 - 1912)
Funken-Marsch (1890) Trio-Ergänzung
Kölner Funken-Artillerie Marsch (1891)
Märchenzauber (1893)
Petersberger Zahnradbahn-Marsch (1899)
Deutzer Kürassier Marsch (1900)
Champagner Tanz (1902)
Karnevals-Marsch (1905)
Do ha´mer dä Rään, Opus 4711 (1906)
Robert Fensch (1868 - 1914)
Leibmarsch der Prinzen-Garde (1914)
Fritz Hannemann (1868 - 1938)
Karnevalsklänge (1924) Konzertpotpourri
Rheinischer Sang (1926) Konzertpotpourri
Kölsche Mädcher, kölsche Junge (1927)
Karnevalsmarsch (1928)
Aus Winkeln und Gassen (1928) Konzertpotpourri
Willi Ostermann (1876 - 1936) und Emil Palm (1890 - 1963)
Kinddauf-Fess unger Krahnebäume (1909)
Et Schmitze Billa (1910)
Kut erop! (1929)
Rheinlandmädel (1929)
Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia (1930)
Einmal am Rhein (1930)
Die Mösch (1931)
Heimweh nach Köln (1936)
Gerhard Ebeler (1877 - 1956) und Hans Otten (1905 - 1942)
Aber heut sind wir fidel (1928)
En d´r Höhnergass 204 (1930)
Du kannst nicht treu sein (1932)
Heinrich Frantzen (1880 - 1953)
Fidele Altstädter (1924)
Der treue Husar (1925)
Heil der Zukunft (1925)
Köln aus Rand und Band (1926) Konzertpotpourri
Jan von Werth Marsch (1927)
Colonia Alaaf Marsch (1928)
Ostermänner (1928) Konzertpotpourri
Sprühendes Leben (1929) Galopp-Intermezzo
Paul Mania (1883 - 1935)
Prinzen-Garde Marsch (1913)
Otto Zeh (1898 - 1989)
Freundschaftsmarsch (1951)
Fanfaren der Freude (1953)
Mit Herz und Gemüth (1954)
Am Kölner Dom (1956)
Christian Reuter (1899 - 1970)
Marsch der Ehrengarde der Stadt Köln (1929)
Karl Berbuer (1900 - 1977)
Heidewitzka (1936)
Trizonesien-Lied (1948)
Un et Arnöldche fleut (1950)
Jupp Schmitz (1901 - 1991)
Ming herrlich Kölle (1948)
Wer soll das bezahlen (1949)
Am Aschermittwoch (1953)
Fritz Weber (1909 - 1984)
1900 Johr (1950)
Der schmucke Prinz (1958)
Ich ben ene kölsche Jung (1963)
Gerhard Jussenhoven (1911 - 2006)
Kornblumenblau (1937)
Die Hüssjer bunt om Aldermaat (1938)
Sag ens Blotwoosch (1948)
Dat Glockespill vum Rothuusturm (1954)
Man müsste nochmal 20 sein (1958)
Toni Steingass (1921 - 1987)
Der schönste Platz (1950)
De Haupsach es, et Hätz es jot (1952)
Günter Eilemann (1923 - 2015)
Vater ist der beste (1959)
Kamelle us Kölle (1983)
Ludwig Sebus (geb. 1925)
Prinz, Bauer und Jungfrau (1971)
Et Rheinpanorama (1972)
Hans Knipp (1946 - 2011)
Mer schenke der Ahl e paar Blömcher (1968)
Mer losse der Dom in Kölle (1973)
Ming eetste Fründin (1976)
Dat Wasser vun Kölle (1983)
Unser Stammbaum (2000)
Heimat es... (2011)